Gruseln für Anfänger

Das war eines meiner liebsten Grimms-Märchen als ich klein war. Ich hatte eine Audioversion (LP) davon. die ich so oft abgespielt hatte, dass ich sicherlich mitsprechen konnte.

Ein richtiger Titel

Der  Originaltitel ist “Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen”. Nun ja, der ist schon bescheuert. Ersten zu lang, zweitens mit Fürchten statt Gruseln. Als ob die Grimms halt keinen guten Titel hatten und auf die Schnelle mal eben eine Kurzzusammenfassung nahmen.

Nun, da wir hier eh etwas Neues mit der Geschichte vorhatten, sollte auch ein griffigerer Titel her. Vielleicht gefällt dieser hier ja, oder jemand anders fällt was Besseres ein. Falls, ja, lasst mich bitte wissen – ich bin gespannt.

Bilder!

Zunächst begann ich mit einer englischen Übersetzung, und während ich so vor mich hin arbeitete, erinnerte ich mich an das LP-Ćover, über das ich früher so oft und lang meditiert hatte. Die Geschichte schreit einfach nach Illustrationen. 

Also fragte ich meinen langjährigen Freund Matthias Hintz, ob er auf eine Zusammenarbeit Lust hätte. Glücklicherweise sagte er zu, und seine Vorstellungskraft und Fähigkeit im Umgang mit Medien aller Art sind ein echter Gewinn.

Matthias wollte keine Szenen malen oder dem Inhalt sonstwie sklavisch folgen. Stattdessen einigten wir uns auf Schlüsselaspekte der Geschichte und er legte wild los.

Unser Ziel war, seiner Kunst Raum zu lassen und über den Text Kontinuität zu schaffen. Also ließen wir die Wörter um die Bilder tanzen.

Eine Welt zum Angst haben

Natürlich werden einige dieser Bilder kleinen Kindern Angst einjagen. Ich kann nur sagen: Das ist okay. Als ich fünf war, brachten mir meine Eltern eine andere LP mit einem grausigen Cover mit (“Hui Buh”). Die musste erstmal ganz oben im Schrank verschwinden, damit ich sie bloß nicht aus Versehen angucken konnte. Aber nach wenigen Wochen war ich bereit, mich meiner Angst zu stellen: Ich bat meine Eltern, die LP herunterzuholen und habe sie mit Vergnügen über viele Jahre angehört.

Die grimmschen Märchen sind oft gewaltsam und furchterregend – manche von ihnen waren nie für Kinder gedacht und einige (“Blaubart”) sind wirklich grausam. Auch die beliebten Klassiker (“Schneewittchen”, “Aschenputtel”) haben brutale Details, die Kinder (wie ich) locker wegstecken. Unsere Welt ist nun mal ein gefährlicher Ort, und da schadet es nicht, wenn man sich damit im sicheren Kontext einer Geschichte auseinandersetzt.

Vielleicht jagt dieses Buch euren Kindern auch so viel Angst ein, dass ihr es vorerst verstecken müsst. Aber hoffentlich fragen sie dann nach einiger Zeit danach und sind bereit, sich von Matthias’ Bildern faszinieren zu lassen.

Das Buch gibt es hier.

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